Martin Frey: luftschutzkeller.at
Ein fotodokumentarisches Projekt
In den frühen 1990er Jahren habe ich damit begonnen, Inschriften und Zeichen auf Hausfassaden in Wien zu fotografieren. Es handelt sich dabei um die Kennzeichnungen von Luftschutzräumen, die während des 2. Weltkrieges auf zahlreiche Gebäude aufgetragen wurden. Diese befanden sich in Augenhöhe der Passanten aber auch über oder neben Eingangstüren und Fenstern der Erdgeschosszone und sollten im jeweiligen Gebäude auf vorhandene Luftschutzräume oder Notausstiege hinweisen.
Schon lange bevor Graffiti Art den öffentlichen Raum eroberte, begleiteten uns diese Wandzeichen gleichsam als Mahnzeichen aus einer vergangenen Zeit, unscheinbar und hintergründig. Sie wurden zwar täglich wahrgenommen, doch für Menschen ohne erlebten Bezug blieben sie rätselhaft und unerschlossen.
Die meisten dieser Zeichen sind inzwischen aufgrund von Renovierung oder Abriss der Gebäude verschwunden. In einigen Jahren werden wahrscheinlich all diese Zeichen unsichtbar sein. Einige von ihnen werden vielleicht Jahrzehnte oder Jahrhunderte später wieder freigelegt und an die Oberfläche dringen.
Schwerpunkt meiner Aufnahmen waren die Wiener Bezirke 1010, 1030, 1040, 1050, 1060, 1070, 1080, 1100, 1140, 1150, 1160, 1210 und 1220, alle mit einem zur damaligen Zeit hohen, nicht renoviertem Altbaubestand. Ein Großteil der Fotografien wurde analog aufgenommen, eingescannt, digital nachbearbeitet und in die auf dieser Website zu sehenden Duplex-Fotografien umgewandelt. Seit 2007 kommen weitere vereinzelte Fundstücke hinzu, die von mir mit digitaler Kamera aufgenommen werden.
2013 ist es mir gelungen, dank der interessierten Hauseigentümerschaft, die besonders seltene Inschrift RING in der Rockhgasse in 1010 Wien während einer Gebäudesanierung vor dem Übermalen zu bewahren. Diese Schrift sollte immer noch sichtbar sein. Hier drei Fotografien aus den verschiedenen Zeiträumen >>
Wien 2020 – www.martinfrey.at